Allseits vorbildblich

Griechenland / Italien September 2022

Eigentlich könnten wir uns jetzt auf die Zielgerade begeben. Kurs 320 Grad, 451 NM und wir wären dort, wo unsere Reise ihr Ende finden soll, im italienischen San Giorgio di Nogaro. Wäre da nicht die Sache mit dem Abkommen von Schengen. Kroatien ist zwar mittlerweile ein Mitglied der europäischen Union, aber noch kein Schengen-Beitrittsland. Es finden demnach Personen-Grenzkontrollen statt, an Land, wie auch auf dem Wasser. Verlässt man nun ein EU-Land, wie in unserem Fall Griechenland, muss man bei der Hafenbehörde und Polizei vorstellig werden und daraufhin unverzüglich ausreisen. In Kroatien angekommen erfolgt das gleiche Prozedere. Es gibt bestimmte Häfen (Port of entry), die hierfür anzusteuern sind. Beim Bootsfahrer ist Planung und Aktivität gefordert. Also, Fakt ist, das Gesetz verlangt es so. Ich erzähle das, weil wir uns korrekt verhalten und deshalb unsere Zielgerade verlassen. Die Inselhauptstadt Korfu wäre der nächstgelegene Port of entry. Wir müssten unsere Route um eine 180 Grad Wende anpassen, somit unsere Marschrichtung verlassen. Der Hafen von Brindisi wird anstatt dessen der Zollhafen unserer Wahl. So segelten wir erneut nach Italien. Wegen der Windverhältnisse kreuzten wir kurzzeitig in albanischen Gewässern. Sofort hatte uns die dortige Küstenwache im Visier und patroulierte uns eine Weile. Erst als wir eindeutig Richtung Italien abdrehten, blieb uns ein näheres Kennenlernen erspart. Wenn ich in Länder reise, in denen sich Sitte und Moralvorstellung von der mir bekannten unterscheiden, finde ich die dort gemachten Erfahrungen bereichernd. Verleiht man dort ansässigen Menschen ein wenig Staatsmacht, habe ich ein mulmiges Gefühl. Zum Abschied habe ich zaghaft gewunken.


Den Großteil der Nacht durfte ich wieder schlafen. Während meiner Frühwache kämpfte ich mit hohen Wellen, kräftigem Wind und reichlich Schiffsverkehr. Erleichtert erlebe ich jedesmal das anbrechende Tageslicht. Brindisi hat einen sehr großen Frachthafen, Raffinerien und Kreuzfahrtterminals. Erstaunlich beschaulich und ruhig war unser Liegeplatz am Stadtkai und das auch noch für lau. Das Ausklarieren, so nennt man die Zollabwicklung, funktionierte sehr hilfsbereit, obwohl ich den Eindruck hatte, daß man von einer routinierten Vorgehensweise weit entfernt war. Ausgefüllt und abgestempelt ging es schnurstracks weiter Richtung Kroatien. Die hier angesteuerte "Zollbucht" auf der Insel Lastavo ist als verträumt zu beschreiben. Andrang war keiner. Der Hafenmeister füllte aus, stempelte ab und kassierte, ganz nach kroatischer Manier, Kurtaxe und Leuchtfeuergebühr. Die zuständige Polizistin musste erst herbeigerufen werden. Ich nehme an, dies ist nicht ihr Hauptjob. Kein Problem. So hatten wir Zeit für einen Cappucino im Zoll-Bucht-Cafe. In korrekter Berufsbekleidung erschien die freundliche Dame. Es dauerte bis der Computer auf Betriebstemperatur war und seinen Dienst aufnehmen konnte.

Das war es auch schon. Allseits vorbildlich!


Ich will natürlich noch erwähnen, dass wir dadurch 257 zusätzliche Meilen auf der Logge haben. 

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