Work-Live-Balance

Dodekanes / Kykladen / Ionisches Meer - 2025

Die meisten Menschen, die uns kennen, denken, dass die Schröders mit ihrem Segelboot monatelang in permanenter Glückseligkeit von einem Inselparadies zum nächsten schippern. In meinen Texten zuvor hatte ich von einigen Hürden berichtet, die es zu nehmen galt, mit dem, für uns damals neuen Boot. Der Glaube daran, dass nach der letzten Hürde lediglich die Ziellinie zu erreichen ist und darauf die wohlverdiente Entspannung folgt, trügt.
Jetzt stellt sich mir die Frage, ob ich es beim schönen Schein belassen soll oder nehme ich alle Lesenden mit, in unsere Realität?
Zum Beispiel könnte ich folgendes berichten, falls ich mich dazu entschließe:
Nach unserem verzögerten Aufbruch Ende Mai, waren zunächst die windreichen Dodekanes uns Kykladen zu durchkreuzen. Meltemi heißt der Pustefix, der in diesen Regionen kaum Pause macht, weder tags noch nachts. Er ist der Bestimmer unserer Tour, weil es darum geht gut schützende Buchten zu finden. Grenzenlose Freiheit fühlt sich anders an.  Die meisten Inseln hier sind kahlrasiert vom Sturm, braun, staubig und steinig. Ich lebe seit vielen Jahren im Taunus und ergötze mich am satten Grün der Natur. Da kann ich mich mit dieser Tristes nicht anfreunden. Nicht meine Gegend.
Ich überlege, ob ich meine Blog-Lesenden schon wieder mit einer Bugstrahlruder-Katastrophe belästigen soll. Da gäb es nämlich folgendes zu berichten, falls ich mich dazu entschliesse:
Im Bug der lei lei, unter Wasser, befinden sich zwei Propeller. Eine elektrisch angetriebene Klappe öffnet sich und zieht  die Propeller ins Wasser. Jetzt können sie ihre Funktion aufnehmen und die Nase des Bootes nach links oder rechts schieben. Das ist ein sehr wichtiges Hilfsmittel beim Ankern oder bei Hafenmanövern. Um einer unbeabsichtigten Öffnung der Klappe vorzubeugen, wie es in der Vergangenheit schon passiert ist, hat mein lieber, pfiffiger Wolle einen Schalter eingebaut, der den Stromkreis unterbricht.
ON\OFF. Ergebnis: Kein Strom- Klappe bleibt zu. Super!
Wenn nun aber, auf Grund kommunikativer Missverständnisse der Mannschaft, der Strom auf OFF geschaltet wird, bevor die Klappe vollständig geschlossen ist, kann der Stellmotor den Kräften einer rasanten Segelstrecke nicht standhalten und bricht.
Genau das ist passiert. 
Die Phase der Neubeschaffung läuft bis heute, sechs Wochen später. Dazu ein paar Schlagwörter, die das Szenario beschreiben: Händlersuche Deutschland/Ausland, viele Telefonate, reichlich e-mails, keine Antwort, nicht verfügbar, versenden tun wir nicht…
Dann endlich! Italien will nach Griechenland versenden zur Urlaubsunterkunft von Freunden. Wir waren pünktlich vor Ort. Nach drei Tagen mussten wir weiter, blieben im Kontakt mit dem Hotel. Zwei Wochen später wollte Italien die Lieferadresse bestätigt wissen. Das Paket war also noch gar nicht auf dem Weg! Storno!
Jetzt aber! Eine Lieferung aus Deutschland fand den Weg zu uns. Freude? Nein. Falscher Artikel. Vorschlag des Händlers: Passen Sie doch das Boot ans Gerät an.
Ich wüsste noch was zu berichten, falls ich mich dazu entschließe:
Während eines Ankermanövers kam unser Ruderblatt den Felsen am Meeresgrund sehr nah- zu nah. Auf der Seekarte sind die Brocken nicht eingezeichnet. Mächtig geknirscht und gebremst hat es. Das Ruderblatt bröselte dann zunehmend vor sich hin. Von da an waren wir nur noch eingeschränkt manövrierfähig. Cleopatra Marina bei Preveza holte uns kurzfristig an Land und begann zügig mit den Reparaturarbeiten.
Die Segelzeit vor der Sommerpause ist somit zu Ende.
Freunde wollten für eine Woche mit uns unterwegs sein. Es tut uns sehr leid, dass wir den Törn absagen mussten.
Um nicht die ganze Zeit auf dem Werftgelände zu hocken, haben wir uns einen Boot von Sunsail gechartert, anstatt Apartment und Mietwagen.
Ich könnte noch mitteilen, falls ich mich dazu entschließe, dass es mir richtig mies ging:
Eine schlimme Zerrung der Schulter-, und Rippenmuskulatur, war die Folge von was auch immer. Atmen konnte ich nur flach unter Schmerzen, schlafen nur auf dem Rücken, jede Bewegung eine Herausforderung. Ein netter, gut aussehender Physiotherapeut in Preveza sorgte schließlich für Linderung.
Unsere Work-Life-Balance ist momentan in extremer Schieflage.
Falls ich mich dazu entschließe müsste ich sagen, dass ich mir das Unterwegssein so nicht vorgestellt habe. Wir hatten Momente, wo wir ans Verkaufen gedacht haben, als der Frust zu groß war. Dann schlafen wir eine Nacht drüber. So schnell geben wir uns nicht geschlagen.
Und es gibt sie doch, die Dinge für die es sich lohnt:
-Wir haben liebe Freunde auf dem Peloponnes getroffen und wunderbare Stunden gemeinsam verbracht.
- Im Ionischen Meer hatten wir ein tolles Treffen mit unseren Kindern nebst Partnern. Deren Segeltörn war ein voller Familienerfolg. Darüber habe ich mich sehr gefreut.
- Die dicht bewaldeten Inseln im Ionischen Meer sind herrlich anzuschauen. So mag ich das.
- Während vieler Passagen war der Wind unser Freund. Wir machten ordentlich Strecke. Das macht mir Spaß.
- Im 28 Grad warmen Meer gibt es bis jetzt keine Quallen.
- Unser Wassermacher produziert ohne zu maulen.
- Die Toiletten funktionieren einwandfrei.
Soll ich mich jetzt dazu entschließen, das alles preiszugeben?
Ich denke darüber nach, versprochen.
Ach was, ich mach‘s!!!



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