Geht runter wie Öl -läuft wie geschmiert
Ionisches Meer 2025
Meiner Erinnerung nach gingen die 1970-er-Jahre bereits ihrem Ende entgegen, als das Olivenöl aus dem sonnigen Süden in Deutschland Verwendung fand. Meine Geschmacksnerven waren, wie bei den meisten meiner Landsleute, auf heimisches Sonnenblumenöl getrimmt. Bis ich am Verzehr ganzer Oliven Geschmack finden werde, sollte noch viel, viel Zeit ins Land ziehen.
Im Laufe der kommenden Jahre taten Forschende kund, dass der Verzehr von Olivenöl ausgesprochen positive Auswirkungen auf den menschlichen Körper haben soll. Es sei dem Sonnenblumenöl sogar weit überlegen. Auch äußere Anwendungen könnten vorteilhafte Effekte erzielen.
So kam der Stein ins Rollen. Eingerührt in Creme und Lotionen, vermischt mit duftenden Essenzen als Seren und Seifen für Haut und Haar oder konzentriert verpackt in Kapseln, verspricht das gepresste Gold aus den Früchten des Südens, Schönheit und Wohlbefinden.
Bis heute sind Olivenölprodukte allgegenwärtig. Ich stehe wohl für viele Andere, die mittlerweile Geschmack am Olivenöl gefunden haben, sowie den äußerlichen Anwendungsmöglichkeiten zugetan sind. Zum Beispiel verwende ich zu Hause keine Flüssigseife. Ein Stück Olivenseife vermeidet unnötig Plastikmüll, ist ausgesprochen ergiebig und fühlt sich wie Wellness an.
Wir haben heute Zakynthos verlassen, die südlichste der Ionischen Inseln. Hier wird die Olivenölproduktion und Vermarktung groß geschrieben.
Bestaunt haben wir hier einen wohl 2000 Jahre alten Olivenbaum, erwarben in einer der zahlreichen Pressen einen Liter des Öls und selbstverständlich ein Stück Seife.
Bewundernswert ist die die Robustheit der Olivenbäume. Hier lässt sich der Überlebenswille der Natur anschaulich erfahren. Brechen Stämme entzwei oder stutzt man sie radikal bis auf einen Stumpf- sie treiben wieder aus. Rollt die Feuerwalze eines Brandes über sie hinweg, verlieren sie ihr Laub und Äste- sie überleben oftmals und treiben später wieder aus. Seine Wurzeln wachsen, je nach Bodenbeschaffenheit, flächig oder wühlen sich metertief ins Erdreich, um Wasser und Nährstoffe aufzusaugen. Sommerliche Hitze und lange Trockenphasen meistert der Baum so mit Bravour. Ein wahrer Überlebenskünstler.
Ein kultivierter Olivenhain, wo die Bäume von Menschenhand, in symmetrischen Reihen, angepflanzt wurden, strahlt Ruhe aus. Ebenso der mehrere hundert Jahre alte Solitär, knorzig verwachsen, in Formen , die ihm Alter und Naturgewalten aufgezwungen haben. So lebt er sein Leben in stoischer Gelassenheit. Das hat was mystisches, finde ich. Seine Gesellschaft bietet den perfekten Ort für die Suche nach innerem Frieden, mit den besten Voraussetzungen diesen auch zu finden. Einen Versuch ist es allemal wert.
Olivenöl selbst, sowie die daraus hergestellten Produkte, sind ein beliebtes Mitbringsel für die Daheimgebliebenen und auch für die eigene Erinnerung an schöne Urlaubstage. Bietet dann der heimische Discounter Olivenstämmchen im Plastiktopf an, werden Ferienerinnerungen wach. Wie schön wäre es, durch den Erwerb eines solchen, ein mediterranes Ambiente auf die Reihenhausterrasse oder den Balkon zu zaubern. Und das im Ruhrgebiet, in Offenbach oder Mecklenburg- Vorpommern. Leider waren langfristige Erfolge, in Bezug auf Wachstum und Überleben, bisher wohl die Ausnahme. Ich rate durchzuhalten. Denn richtig! Da ist doch was in vollem Gange- der Klimawandel! Halt, stopp, ich muss mich korrigieren. Vernünftig wäre es, wir würden alles dafür tun, dass nichts daraus wird, mit alten knorzigen Olivenbäumen in Ruhrpott-Schrebergärten. Für eine innere Einkehr und Besinnung hat sich eine deutsche Eiche bisher doch auch bestens geeignet.
P.S.: Deutsches Rapsöl ist übrigens sehr gesund, haben Forschende belegt. Ein Rapsfeld ist, durch seine leuchtend gelbe Blütenpracht, wahrlich was fürs Auge. Vielleicht könnte ich beim Entlangschlendern innere Entspannung finden, wäre da nur nicht der unangenehme Geruch. Ich such mir eine Eiche.