Erinnerungen

Von Menorca nach Sardinien

,Nach ein paar Buchtentagen und einer Bustour zur Inselhauptstadt -  Ciutadella - verließen wir die reizvolle, behütete Insel Menorca in Richtung bella Italia. Die Windvorhersage für die bevorstehenden 200 Seemeilen waren passabel. In maximal 48 Stunden sollten wir sie geschafft haben. Während der folgenden Überfahrt lernten wir, dass Winde manisch-depressiv sein können. In der Depri-Phase baumelten die Segel schlaff. Folglich konnte man auf sie verzichten und anstatt dessen den Motor brummen lassen. In der manischen Phase waren sie nur durch rasches Reffen zu zähmen. Dem Wind elektronisch folgend machte lei lei Kehrtwendungen von 180 Grad. Skipper Wolle war bei stockfinsterer Nacht, mit Lampe auf der Stirn, vollauf beschäftigt, gegen diese Psychosen anzuarbeiten. Ich hatte Pause. Nicht zu verwechseln mit Ruhepause. Der manische Wind türmte das Meerwasser auf. Ich lag auf dem Rücken in meinem schicken Inselbett. Links und rechts krallten sich meine Finger an der Matratzenkante fest.  Die Körperspannung konnte intensiver nicht sein. Wasserberge ohrfeigten den Bootsrumpf mal linke, mal rechts. Ein heftig schlagendes Geräusch direkt unter mir ließ es mich schon ahnen. Die Klappe des Bugstrahlruders hing erneut nach unten und knallte bei jeder Welle hoch. Jetzt war nur zu hoffen, dass nichts verloren geht. Nach genau 47 Stunden liefen wir bei ruhigem Wetter in den Hafen von Alghero auf Sardinien ein. Eine alte Festungsmauer, historische Kirchtürme und ineinander verschachtelte Häuser ließen auf eine imposante Altstadt schließen. Bestätigung fanden wir beim abendlichen Bummel durch die vielen verwinkelten Gässchen. Fußknöchelbruchgefahr bestand bei jedem Schritt auf den, mit großen Kieselsteinen, gepflasterten Sträßchen. Gut besuchte Restaurants in Hülle und Fülle. Wenn man, wie wir, nur ein Glas Wein trinken wollte, war es schwierig etwas Passendes zu finden. Weinlokal "None" hat gepasst.

Wenn Frau ein Urlaubssouvenier sucht, ist ein Schmuckstück aus roter Koralle, hier in Alghero, ein Muss. Blutrot quillt ein schieres Überangebot aus den jeweiligen Geschäften. Durchaus ein Augenschmaus. Kaum vorstellbar, dass jede dieser Ketten jemals einen Hals finden wird. Hat Frau in urlaubsschwindliger Glückseeligkeit ein passendes Geschmeide erstanden, folgt die Rückkehr in heimische Gefilde. Das dekorative Prachtstück präsentierend, bedarf es nur eines kurzen Satzes einer Betrachterin: "So eine hatte meine Oma auch."
Ich behaupte, in jedem Frauenzimmer gibt es einen Friedhof für solche Dinge. Wegwerfen kommt nicht in Frage. Einmal im Jahr, im verborgenen betrachtet, haften auf jeden Fall Erinnerungen an schöne Tag daran. Ich habe keine gekauft.
Unsere finanziellen Mittel verwenden wir für Anderes. Das Auskranen der lei lei, die Reparatur des  Bugstrahlruders, ein schneller Ölwechsel mit Filtertausch, waren kein Schnäppchen, ließ uns aber das nette Städtchen Bosa, südlich von Alghero kennenlernen. Selbstverständlich mit Kieselsteinpflaster. Dort, wo der Temo ins Meer mündet, betreiben drei schwäbelnde italienische Brüder eine kleine Werft. - Auch eine schöne Erinnerung. 

Apropos Erinnerung. Ich erinnere mich an die junge Französin eines Nachbarbootes in Alghero. Unsere Boote lagen mit dem Heck zur Hafenmole. Ein kleiner Sprung und man hatte festen Boden unter den Füssen. Für den abendlichen Landgang aufgehübscht, trug sie ein kleines Täschchen in der Hand des abgewinkelten Unterarms. Durch den besagten kleinen Hüpfer von Bord, katapultierte sich ein Gegenstand aus dem Täschchen. Offensichtlich war dieses nicht verschlossen. 
schwarz- flach- rechteckig
In geschmeidigem Bogen nahm es seinen Fall. Zwischen Mole und Bootsheck verschwand es im salzigen Wasser des sardischen Mittelmeers. Für die hübsche Französin bestimmt eine bleibende Erinnerung.

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