Montag 09. Mai 2022
Es ist Montag, der 09.05.2022. Das Boot ist fertig für den kurzen Schlag an die Tankstelle (200 Meter Luftlinie). Das Ablegen zu zweit muss vorher sorgfältig durchgeplant werden. Vier Hände sind eher knapp. Wir müssen uns gut absprechen. Nach dem Ablegen wird auch schon gleich wieder ein Anlegen an der Zapfsäule folgen. Erneute Kommunikation. Wie ihr seht, ist die Paartherapie in vollem Gange.
Gestern war ein Frusttag. Mir wurde sehr deutlich, wieviel Technik so ein Seegelboot haben kann. Nicht Rumpf, Kiel, Ruder, zwei Segel und los geht´s. Nein - AIS, wlan, Funkgeräte, Radar, Wellenempfänger, Pactor, Kartenplotter, Generator und der Wassermacher. Laut Anleitung ist dieser so empfindlich, dass wenn man nur eine Kleinigkeit falsch macht, alles im Eimer ist. Also trauen wir uns nicht irgendeinen Schalter zu betätigen. Ben, der uns behilflich sein wollte, ist leider nicht "avaliable". Wahrscheinlich traut er sich auch nicht. Was ich spontan perfekt beherrsche, ist die Waschmaschine. Soll ich darauf jetzt stolz sein?
Die Tüte der gemischten Gefühle ist randvoll. Kommen die Kinder zu Hause ohne uns klar? Brauchen sie nicht doch noch gelegentlich Mama und Papa hautnah? Wie wird es sich anfühlen, viele Wochen, alle paar Tage an neuen Orten zu sein? Beherschen wir das Boot zu zweit auch in kritischen Situationen? Zu guter letzt hat dann das Monster der tiefen Traurigkeit seine Tentakeln um meine kleine Seele geschlungen. Einen solchen Tag kann ich nur in abloluter Passivität hinter mich bringen. Da geht nichts. Die Nacht davor war fast schlaflos, die Gedanken drehten sich in Dauerschleife, garniert von kurzen Träumen in Form von Geschichten, fernab jeder Realität, dafür aber glasklar spürbar. Heute ist wieder alles gut. Bis auf die Warteschlange an der Tanke. Wir sind einfach zu spät!