Straße von Gibraltar

Die Zukunft sollte wärmeres, mediteranes, anstatt dem kühlen Atlantikwasser unter dem Bauch unserer lei lei plätschern. Dahin führte nur ein Weg, nämlich die Straße von Gibraltar zu passieren. Man las in der Vergangenheit von Orca-Müttern, die mit ihren heranwachsenden genau dort Attacken auf Ruder von Segelbooten vollführten. Dies wohl, um dem Orca-Kind Lehrreiches zu vermitteln. Wird man Opfer einer solchen Education, sieht es schlecht aus mit dem Weitersegeln. Außerdem ist es enorm wichtig auf den passenden Wind zu warten. Der Düseneffekt im Spalt zwischen Europa und Afrika kann sehr heftig sein, sogar wechseln, wenn man sich bereits auf dem Weg befindet. Auch ist selbstverständlich, dass man nicht die Fahrwasserstraße der Großschifffahrt benutzt. Denn da sind Pötte großen Ausmaßes unterwegs. Die nehmen keine Rücksicht auf ein Spaßboot. Können Sie auch gar nicht. Wenn plötzlich ein Flüchtlingsboot kreuzt, was macht man da? Fast ertrinkende Menschen retten, sie an Bord nehmen? Ja sicher, aber was dann? Zum Glück hört man davon in letzter Zeit kaum mehr etwas. Das soll nicht heißen, dass es dieses Problem nicht mehr gibt.  Das Medienkonsumvolk will lediglich anderes Futter.


Fazit: Dicke Suppe in Gefühlsbauch. Vorbereitung in der Theorie ist wichtig, wie es dann wird, muss man erleben. 


Wir entschlossen uns, folgend eines Ratschlags von John, die Straße nachts, in den frühen Morgenstunden zu passieren. Um 2:00 Uhr lichteten wird den Anker und nahmen Kurs auf Tarifa. Erstaunlich, wieviel Millionen Lichter bei Dunkelheit am Küstenstreifen leuchten. Trotzdem waren, die für uns wichtigen, eindeutig zu erkennen. Sie blinkten und blitzten in diversen Konstellationen und wiesen uns den Weg. Auf dem Plotter erkannte ich andere Boote, über AIS und Radar. Sogar die Fahrtrichtung oder auch, dass sie sich nicht fortbewegten, war deutlich. Schräg hinter uns stand der Vollmond am Himmel und sorgte für zusätzliche Beleuchtung. Eine schwarze Nacht sieht anders aus. Es herrschte kaum Wind. Mit leichter Motorkraft saugte uns die Strömung mit bis zu 8 Knoten durch die Meerenge. Kaum Schiffverkehr, kein anderer Segler, kein Orca, auch kein Flüchtlingsboot. An Backbord Europa, an Steuerbord das helle erleuchtete Tanger in Afrika, zum Greifen nah. Ich drehte mich um, schaute nach dem Mond am sternenklaren Nachthimmel. Ihm fehlte ein Stück, wie als wenn jemand am Rand abgebissen hätte. Der Biss wurde immer größer: Wir erlebten eine absolute Mondfinsternis. Am heller werdenden Morgenhimmel, die aufgehende Sonne färbte den Horizont orange-rot, zog der mächtige Felsen von Gibraltar an uns vorüber. Die stählernen Giganten steuerten friedlich  in den Hafen. Im Gepäck all die Dinge, an deren Lieferkettenende unser Name steht. Dank der technischen Helferlein vertrugen wir uns gut. Angekommen im Mittelmeer, mit Kurs auf Malaga, begrüßte uns ein Trupp Delfine und begleitete uns einige Zeit in Richtung des neuen Ziels.


Fazit: Nicht nur gar nicht so schlimm, sondern beeindruckend, ergreifend und einzigartig.

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